Eva Bächtold

Auszug aus der Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung: mixer-Kunst im Werk

Rheinfelden 20. 06. 2015

 

...all die vielen kleineren und grösseren, meist zurückhaltenden Eingriffe, in den ehemaligen Werkräume des Kraftwerks, die unsere Sinne in Turbulenzen versetzen, neu „aufmischen“

(ganz im Wortsinn von Mixer), und so einen Gewinn oder „Mehrwert“ erzielen. Ist diese Art feinsinniger Aufmerksamkeit erst einmal geweckt, werden wir mit geschärften Sinnen durch die unterschiedlichen Räumlichkeiten wandeln und Dinge entdecken, die Kunst sein könnten oder Kunstwerke, die so perfekt auf den Raum bezogen sind, als ob sie schon immer da gewesen wären.

 

Die installativ arbeitende Künstlerin Annette Voigt kommt als einzige von etwas weiter weg, aus Erlangen. Sie hat sich auf ausdrücklichen Wunsch die sogenannte Aula, in der eine Weile lang auch Mittagessen ausgeschöpft wurden, ausgesucht. Der Raum, ein architektonischer Zwitter, zeichnet sich primär aus durch eine nachträglich eingezogene, gekrümmte Holzwand sowie durch eine abgehängte Kassettendecke aus Sperrholz, in der weisse, quadratische Lampen untergebracht wurden. Der funktionslos gewordene multifunktionale Raum und speziell seine Deckenstruktur verlockten Annette Voigt, daran weiterzubauen. - wortwörtlich - „anzuknüpfen“, sie aufzulösen und schwebend in den Raum hinein zu bauen. Dazu nahm sie die beiden vorherrschenden Grundfarben, braun und weiss, auf und hat mit billigem, gebrauchtem Material, rechteckig zugeschnittenen Verpackungkartons von Fahrrädern auf der einen Seite, weissen Styroporplatten auf der andern Seite (als zwei Seiten einer Medaille) an die Kassettendecke angeküpft, diese aufgelöst und nach unten weitergebaut. Ziel der fragilen mobile-artigen Struktur war eine mehr organische, wolkig aufgelöste Form. Von zwei idealen Betrachterstandpunkten aus, jeweils in der Ecke des Raumes, präsentiert sich die stilisierte Wolke – so der Titel die Installation – von der einen Seite aus kartonbraun (mit vereinzelten Schriftzügen) und von der diagonal gegenüberliegenden Ecke aus als styroporweiss.

Begleitend zu ihren aufwändigen Rauminstallationen entwickelt Annette Voigt auch absurd-witzige kleinere Objekte, die sie verstreut in diversen Ecken und Winkeln entdecken werden. Sie nimmt dabei den Installationsbegriff durchaus wörtlich und bedient sich im Baumarkt beispielsweise in der Abteilung Rohre und Schläuche. So werden kurzgeschlossenen Rohre mit Gartenschläuchen verkuppelt (Déja vu), mit Blattgold veredelt (Kleines) oder zu sinnlos schönen Knoten verschlungen, aus denen spitze Bleistifte hervorlugen. (Nothelfer)...